Auf dieser Wanderung am Schaalsee lernst Du die menschenleere Landschaft an seinem östlichen Ufer kennen, durchstreifst Wald und Feld und hast Gelegenheit auf ein kühles Bad in kristallklarem Wasser. Bereit?
Inhalt
Lesedauer etwa 11 Minuten
Eines meiner Lieblingsziele im erweiterten Hamburger Umland ist definitiv der Schaalsee, seit ich ihn 2017 radelnd umrundet habe. Ca. 60 km östlich der Hansestadt gelegen, liegt er als Teil des UNESCO- Biosphärenreservats Schaalsee auf dem sog. „Grünen Band“. Dies ist ein wenig besiedelter, vielerorts unberührt wirkender Landschaftsstreifen, der sich entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zieht.
Der Schaalsee ist ein Kleinod. Ein natürliches, funkelndes Juwel am östlichen Rand der pulsierenden, hanseatischen Metropole. In gewisser Weise ihr gleichmütiger Gegenentwurf. Sanft, ruhig und ursprünglich. Ein Ort, an dem man leicht zu sich finden, sich zentrieren kann, wenn das Leben in der Stadt das Gegenteil bewirkt hat. Zu wenige wissen um ihn, was nicht verkehrt sein muss.
Dabei ist es so einfach. Nachdem ich nun das vierte Mal am Schaalsee war, kann ich vorsichtig mutmaßen: Es gibt dort keinen Un-Ort, keine hässlichen Ecken und Flecken! Wo Du auch hinschaust, Du wirst üppige Natur, sanft-wellige Landschaft, ruhige Örtchen und glitzerndes Wasser erblicken. Und meistens blauen Himmel. Was aber wohl eher daran liegt, dass ich immer dann zum Schaalsee aufbreche, wenn das Wetter Erstklassigkeit verspricht.
Wie auch am diesjährigen Pfingstmontag, einem dieser Bilderbuchtage. Stahlblauer Himmel, gleißender Sonnenschein, 20°C und mehr. Halb Norddeutschland verschob sich an die Ostseeküste und erste Strände wurden wegen Überfüllung bereits geschlossen. Wir zogen die einsame Ost(see)küste des Schaalsees vor. Schon lange wollte ich die dortige Landschaft um und auf der Insel Kampenwerder erkunden. Wir wollten picknicken, in der Sonne dösen und in den See springen.
Wanderung am Schaalsee auf die Insel Kampenwerder
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Im kleinen Lassahn ließen wir an der hübschen Dorfkirche das Auto stehen. Hier starteten wir unsere Wanderung und gingen durch den Garten des Cafés „Seeblick“ über die Wiese hinunter zum Hohlweg hinter der Kirche. Dieser Weg führte uns schnurstracks zum Uferweg am „Lassahner See“ (als östlicher Teil des Schaalsees), dem wir nun nach Süden folgen wollten.
Allerdings zog nach nicht mal 100 Metern der im Grün versteckte Hinweis auf einen Bootssteg unsere Aufmerksamkeit auf sich. Neugierig folgten wir dem kurzen Abzweig und standen kurz darauf am Ufer des funkelnden Sees. Wow, was für ein herrlicher Anblick, was für eine Ruhe! 2, 3 Sonnenanbeter brutzelten auf dem Steg, 2 Mädchen schwammen in einiger Entfernung vom Ufer ihre Bahnen. Hierhin wollten wir auf dem Rückweg jedenfalls unbedingt zurückkehren.
Südwärts auf dem Uferweg wandernd, waren wir sobald willkommene Mahlzeit für die Mücken. Und das haben erste Wanderungen im Frühsommer so an sich: Gut und gern vergisst der tapfere Winterwanderer nun Dinge einzupacken, die er nur 4 Wochen vorher noch gar nicht gebraucht hätte. Wie Mückenspray zum Beispiel. Also sammelten wir Stiche und legten an Tempo zu.
Eine Ode an die Insel
An der alten “Klopstockeiche” bogen wir nach rechts auf die Landstraße in Richtung „Stintenburginsel“ ab, die wir nach etwa 300 m über eine kleine Brücke erreichten. Links des Weges liegt das alte Gutshaus von Gut Stintenburg, das über die Jahrhunderte im Besitz diverser Grafen und Herzöge war, später bewirtschafteten es die Grenzpolizei der DDR und die Stasi (wie Wikipedia weiß). Heute ist es wieder im Besitz seiner ursprünglichen, blaublütigen Eigentümer.
💡 Apropos „Klopstock“: Der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock verbrachte im Jahre 1767 einige Zeit auf der Stintenburginsel und widmete ihr als bedeutender Vertreter der Empfindsamkeit sogar eine schöne Ode (siehe hier, S. 219). Hier mal die ersten Zeilen aus “Stintenburg” als Auszug:
„Insel der froheren Einsamkeit, geliebte Gespielin des Wiederhalls, Und des Sees, welcher ist breit, dann versteckt wie ein Strom, rauscht an des Waldes Hügeln umher, ...“
— Friedrich Gottlieb Klopstock
Kann man diese idyllische Landschaft schöner beschreiben? Ich versuche es nicht erst, aber ich weiß, was er schon vor 250 Jahren gemeint hat!
Für uns ging es westwärts weiter, bevor wir die kleine Siedlung Stintenburg auf der Insel Kampenwerder erreichten, die wir zunächst geradewegs durchschritten. Unser nächstes Ziel war der Wald im Westen der Insel, von wo wir zum Ufer des Schaalsees hinunter schreiten wollten. Das gelang uns auch, allerdings lud der dortige Platz am See wegen der vielen Mücken in Ufernähe nicht gerade zum verweilen ein. Obwohl der Ausblick überzeugte.
Wir flüchteten zurück auf den Wanderweg durch den Wald und folgten ihm nordwärts, in der Hoffnung, irgendwo eine Lichtung zu finden, wo uns die Mücken weniger behelligten. Leider gelang uns das nicht und so bogen wir hier kurzerhand in Richtung Feldrand nach Osten ab – die beste Entscheidung des Tages, vom grundsätzlichen Aufbruch zum Schaalsee mal abgesehen!
Entlang des mit Wildblumen gesäumten Feldrands
Am Rande des Waldes folgten wir dem bunten Saum des riesigen Rapsfeldes. Wir durchschritten ein kleines Meer aus unzähligen Mohn- und Kornblumen, aus Kamille und Schafgarbe. Ein würziger Duft stieg aus ihm empor, Bienen und Hummeln sorgten für ein leises Summen im Hintergrund. Der perfekte Ort für ein zünftiges Picknick und eine kleine Mittagspause, herrlich!
Erholt schlenderten wir entlang des farbenfrohen Feldrands zurück nach Stintenburg. Dort angekommen, machte uns ein reichlich bunter und gut gepflegter Garten vor einem ansehnlichen Landhaus, vor dem einige Leute verweilten, neugierig.
Wir traten näher und landeten kurzerhand in einer Open-Air-Galerie aus zahllosen Gemälden und Skulpturen. Im Rahmen der Aktion „Kunst offen“ hatten hier 2 Künstler ihre Werke ausgestellt, die wir bei einem Spaziergang durch den tollen, riesigen Garten bewundern konnten. Laut Auskunft des „Kurators“ am Eingang, findet diese Aktion jedes Jahr zu Pfingsten in seinem Garten statt. Sehenswert!
Wir machten uns nun bald auf den Rückweg, schließlich wollten wir noch irgendwo in den Schaalsee springen. Auf Kampenwerder war uns das mangels Zugang zum See und wegen der vielen Mücken im Wald nicht gelungen und so peilten wir geradewegs den schönen Steg vom Hinweg an.
Dort angekommen, hatte sich an dessen Besetzung – auch nach 2,5 Stunden – nichts getan. Die selben Menschen wie zuvor bräunten in der Sonne, was als eine Art Qualitätsmerkmal für diesen Ort sprach. Flugs ließen wir die Hüllen fallen. Allerdings nahmen wir vom „Springen“ in den See schnell wieder Abstand, denn der hatte gefühlte 12°C und so glitten wir eher zaghaft, nacheinander und vor Kälte keuchend in den glasklaren See hinab.
Einkehr mit Ausblick
Zum Abschluss unserer kleinen Wanderung am Schaalsee, genossen wir die wärmende Sonne bei einem frischen Stück selbstgebackenen Kuchen im schönen Garten des Cafés „Seeblick“, neben der Kirche von Lassahn.
Anfangs irritierte uns ein wenig das Gemurmel der Leute und das Klappern des Geschirrs, waren wir doch die letzten Stunden abgetaucht in eine nahezu menschenleere Naturidylle. Und so taten wir uns ein wenig schwer, dem Schaalsee schließlich den Rücken zu kehren und den Heimweg in die quirlige Hansestadt anzutreten…
Mein Fazit
Tolle, leichte Wanderung am Schaalsee in herrlicher, menschenleerer Landschaft und oftmals recht ursprünglicher Natur! Wer das kühle Seewasser nicht scheut, bekommt Gelegenheit zu Schwimmen. Wunderbar!
Schwierigkeit: leicht, auch für ungeübte Wanderer Länge: ca. 9,5 km Gehzeit: ca. 2 h Höhenmeter: + 40 m, – 60 m An-/Abreise: z.B. mit dem Auto über die Autobahn
A 24 bis AS Zarrenthin > Bundesstraße
B195 bis Zarrenthin > Landstraße
L041 in Richtung Lassahn folgenUnterkunft: schöne Ferienunterkünfte
in und um Zarrentin/Schaalsee*Ausrüstung: keine besonderen Anforderungen,
ggf. Mückenschutz/Sonnenschutz,
ggf. Badesachen,
Fernglas + Fotoapparat empfehlenswert
Übersichtskarte der Wanderung
(hier klicken, wenn nicht angezeigt)
Meine Wanderung am Schaalsee zum Nachwandern und inklusive GPS-Daten zum Download:
zwischen Start & Ziel:
• Gesamtstrecke ➙ 9,2 km
• Höchster Pkt. ∧ 60 m • Tiefster Pkt. ∨ 36 m
• Anstieg Σ ➚ 40 m • Abstieg Σ ➘ -60 m
• Gesamtzeit (inkl. Pausen) 04:26 h:min
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Wettervorhersage für Lassahn
Tourtipps drumherum
💡 Tipp 1: Wunderbar wandern am Schaalsee kannst Du auch auf seiner schleswig-holsteinischen Seite!
💡 Tipp 2: Du möchtest mit dem Wandern beginnen? Lies zuvor meine 10 Tipps für Wander-Einsteiger und dann sollte eigentlich nichts schief gehen!