Auf dieser kleinen Rundtour erkundest Du den Vollhöfner Wald im Süden Hamburgs, genauer in Hamburg-Altenwerder. Du wanderst durch eine urwüchsige, naturbelassene Idylle, die es so allerdings bald nicht mehr geben könnte. Wie Du helfen kannst, dass es nicht so weit kommt, liest Du in diesem Artikel!
Inhalt
Lesedauer etwa 9 Minuten
Der Vollhöfner Wald, ist ein ca. 45 ha großes Waldgebiet (etwa von der Größe von „Planten un Bloomen“) in Hamburg-Altenwerder. Auf einem ehemaligen Spülfeld ist in den letzten über 50 Jahren ein uriger, sich völlig selbst überlassener Pionierwald entstanden.
Zu finden sind hier vorwiegend Weiden, Pappeln und Birken. Etwa 23.000 Bäume sollen es sein, glaubt man der Beschreibung des Nabu Hamburg. 23.000 Bäume, die Tag für Tag klimaschädliches CO2 aus der Hamburger Luft filtern und sie mit Sauerstoff wieder auffüllen. Die größte zusammenhängende Waldfläche dieser Art in der Süderelbmarsch!
Zudem soll der Vollhöfner Wald laut Nabu zahlreiche Brutvogelarten beherbergen, wie den selten gewordenen Neuntöter oder den Fitis. Sogar gefährdete Fledermausarten, wie die Breitflügelfledermaus sollen hier einen Lebensraum gefunden haben. Falter und Amphibien kommen noch hinzu.
Bedrohtes Naturparadies?
Allerdings ist der „Völli“, wie der Vollhöfner Wald mittlerweile von Naturschützern und Aktivisten liebevoll genannt wird, in seiner Existenz bedroht! Denn die Hamburg Port Authority (HPA; öffentlich-rechtliche Hafenbehörde), auf deren Gebiet der Vollhöfner Wald liegt, möchte das Gelände erschließen und hier Logistikgewerbe ansiedeln. Dazu wurde es bereits 2016 per Verordnung zum Hafennutzungsgebiet erklärt.
Der Hamburger Senat möchte von akuter Bedrohung nichts wissen und zieht sich auf das Statement zurück, dass das Gebiet sowieso frühestens erst ab 2023 entwickelt werden soll. Dennoch droht hier wohl auf kurz oder lang die Rodung des heutigen Baumbestands, die Vertreibung der hier lebenden Tierarten und die unwiderrufliche Versiegelung eines offenbar ökologisch sehr wertvollen Areals – mal wieder!
Zahlreiche Umweltverbände, wie der BUND oder der Nabu, aber auch einzelne Bürgerinitiativen, wie die „Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald“ wollen das nicht hinnehmen und haben bereits – neben rechtlichen Schritten – im Sommer 2019 öffentlichkeitswirksam ihren Unmut verkündet.
Zeitweilig drohte der Völli sogar zu einem zweiten, kleinen „Hambacher Forst“ zu werden, denn einige Aktivisten hatten sich im Wald regelrecht verschanzt. Wenn es nach ihnen ginge, soll das Gebiet zukünftig Schutzstatus erhalten. Ende Oktober 2019 wurde der Wald schließlich von der Polizei geräumt, in den Medien wurde es stiller…
Was also tun? Aufklären und Informieren!
Wer nicht so radikal ist, sich gleich an einen Baum zu ketten, kann sich zumindest informieren, was um ihn herum und zu welchem Preis geschieht. Um dann vielleicht dabei zu helfen, das Thema – zwischen Corona-Krise und allgemeinem Weltschmerz – nicht vergessen zu machen!
Denn Klimawandel und Klimaschutz beginnen direkt vor unserer Haustür! Der Völli ist ein gutes Beispiel dafür, wie raumgreifend und zerstörerisch unsere Wirtschaft, unser Wachstum, ja unser persönlicher Wohlstand mitunter ist. Denn dieser, unser Wohlstand beruht auf Expansion, auf Handel und Transport!
Aber wie lange wohl noch, wenn wir dafür die natürliche Welt um uns herum nach und nach abschaffen? Macht es ganz konkret Sinn, den Völli für neue Logisitkflächen zu opfern, wenn es gleichzeitig jede Menge freie Flächen bzw. leer stehende Hallen im Hafengebiet gibt? Wäre es nicht eine gute Alternative, diesen urwüchsigen Wald als eine Art „Schauwald“ für Kita-Kinder oder Schüler zu nutzen? Bildung für langfristigen Klimaschutz?
Auf eigene Faust: So erkundest Du den Völli
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Am besten verschaffst Du dir selbst einen Eindruck vom Wald und erkundest dieses Naturidyll im Süden Hamburgs ganz einfach auf einer kleinen Rundwanderung, siehe GPS-Track unten. (Disclaimer: Offiziell liegt der Vollhöfner Wald auf dem Gelände der HPA und darf seit den Protesten im Jahr 2019 nicht mehr betreten werden, Schilder werden Dich vor Ort vor dem Betreten warnen. Das Gelände ist nicht eingezäunt. Du gehst auf eigene Gefahr!)
Am einfachsten startest Du die Wanderung in der Kurve der Straße „Vollhöfner Weiden“ und wanderst die Runde dann zunächst entlang des Zaunes zum angrenzenden Industriegebiet nach Westen, um dann hier nach Süden zu schwenken. Von oben gesehen wanderst Du also entgegen des Uhrzeigersinns.
Nutze dafür am einfachsten meinen GPS-Track oder Google Maps und folge den kleinen Trampelpfaden durch den Wald bzw. später entlang der „Alten Süderelbe“, denn ausgebaute Wege gibt es hier nicht.
Die Runde ist eigentlich ganz einfach zu gehen (ab und zu geht es ein wenig durchs Unterholz, Urwald eben 😉 und auch nicht sehr lang, weshalb ich mir eine ausgiebige Beschreibung an dieser Stelle spare! Ich denke, die Fotos sprechen aber dafür, dass sich ein Besuch des „Völli“ und auch seine Erhaltung lohnt!
Weitere Infos zum Vollhöfner Wald
Hier findest Du weitere Infos zum Völli und Möglichkeiten, wie Du seinen Erhalt unterstützen kannst:
- Wenn Du den Völli nicht allein erkunden möchtest, kannst Du an einem geführten Waldspaziergang der „Klimainitiative Vollhöfner Wald“ teilnehmen, der jeden Sonntag um 11 Uhr hier startet (wegen Corona derzeit leider ausgesetzt – auf der Website der Initiative gibts die aktuellen Infos!).
- Auf voellibleibt.de, einer Aktionswebsite vom Nabu Hamburg, kannst Du jetzt gleich und ganz einfach eine persönliche Protestmail an Hamburgs Ersten Bürgermeister senden! Insgesamt sollen 20.000 Mails versendet werden, ¾ davon sind schon raus. Mach mit und sag es weiter!
- In der NDR Mediathek gibt es eine sehenswerte Dokumentation über den Völli mit dem Titel „Der vergessene Wald“
- Weitere Informationen zum Vollhöfner Wald und das aktuelle Geschehen um ihn, findest Du u.a. bei der „Klimainitiative Vollhöfner Wald“ (hier auch auf Facebook), beim Nabu Hamburg und beim BUND Hamburg
Mein Fazit
Noch ist der Vollhöfner Wald ein kleines, sehenswertes und fast unberührtes Naturparadies, nur 5 km Luftlinie von der Hamburger Innenstadt entfernt. In dem wir ihn besuchen, bestaunen und uns seiner wertvollen Existenz Gewahr werden, beginnen wir damit, ihn zu schützen!
Schwierigkeit: leicht Länge: ca. 3,5 km Gehzeit: ca. 1 h Höhenmeter: + 10 m, – 10 m An-/Abreise: z.B. mit den HVV-Bus Linien
146, 250 oder 251Ausrüstung: feste Schuhe,
Fernglas + Fotoapparat
empfehlenswert
Übersichtskarte der Wanderung
(hier klicken, wenn nicht angezeigt)
Meine Wanderung im Vollhöfner Wald in Hamburg-Altenwerder zum Nachwandern und inklusive GPS-Daten zum Download:
zwischen Start & Ziel:
• Gesamtstrecke ➙ 3,5 km
• Höchster Pkt. ∧ 8 m • Tiefster Pkt. ∨ 3 m
• Anstieg Σ ➚ 8 m • Abstieg Σ ➘ -8 m
• Gesamtzeit (inkl. Pausen) 01:42 h:min
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(🔒frei für ★Premium-Nutzer oder 🛒 Einzelkauf)
So kannst Du eine GPX-Datei in komoot importieren | GPX-Datei in Google Maps importieren | GPX-Datei in ein Garmin-Gerät importieren | GPX-Datei in outdooractive importieren | GPX-Datei in bergfex importieren | GPX-Datei öffnen
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Tourtipps drumherum
💡 Tipp 1: Ähnlich beeindruckend ist eine Wanderung im Naturschutzgebiet Heuckenlock!
💡 Tipp 2: Ursprüngliche, fast unberührte Natur kannst Du auch auf einer Wanderung in der Reit in Hamburg erleben!
💡 Tipp 3: Du möchtest mit dem Wandern beginnen? Lies zuvor meine 10 Tipps für Wander-Einsteiger und dann sollte eigentlich nichts schief gehen!