Auf dieser kleinen Rundwanderung erkundest Du die reizvolle Natur der Besenhorster Sandberge bei Geesthacht östlich von Hamburg. Aber wirst Du auch das Geheimnis der dortigen Lost Places lüften? Auf geht’s zu einer spannenden Wanderung!
Inhalt
Lesedauer etwa 7 Minuten
Binnendünen sind in und um Hamburg herum nichts Ungewöhnliches. Im Gegensatz zu den Dünen an Nord- oder Ostsee, sind diese aber nicht durch Wasser und Brandung, sondern durch Wind und Aufwehung entstanden. Interessante und imposante Exemplare von Binnendünen im Hamburger Umland sind z.B. die “Boberger Dünen” im Südosten oder die “Holmer Sandberge” im Westen.
Auch das kleine, reizvolle Naturschutzgebiet „Besenhorster Sandberge und Elbsandwiesen“, westlich von Geesthacht im Südosten Schleswig-Holsteins (siehe Google Maps) gelegen, beherbergt solche Binnendünen. Feinster Sand hat sich hier über die Jahrtausende zu meterhohen „Sandbergen“ aufgetürmt, die heute von Sandrasen, Silbergras und Besenheide überwachsen und von einem dichten Eichen- und Kiefernwald umschlossen sind. Um die vollständige Bewaldung dieser seltenen Binnendünen zu verhindern, betreibt man hier Beweidung und regelmäßige Mahd.
Klein, aber fein – mit einem großen Geheimnis
Allerdings bergen die Besenhorster Sandberge noch ein interessantes Detail, das bei näherer Erkundung zu einer spektakulären Entdeckung wird! Geschützt vom dichten Wald und sehr verstreut im welligen Gelände liegen nämlich unzählige, geheimnisvolle „Lost Places“, also verlassene, vergessene, von der Vegetation überwucherte Beton-Ruinen aus einer anderen Zeit.
Auf einer etwa 5-6 km langen Rundwanderung lässt sich ein großer Teil der Überreste ehemaliger Produktions- und Verteidigungsgebäude entdecken. Diese liegen links und rechts des Weges – oft aber ziemlich versteckt im Gelände und verdeckt durch den Wald. Aber was genau war das hier früher einmal?
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Die Massivität der meisten Gebäude verrät schon einiges über ihren damaligen Zweck. Denn hier in den Besenhorster Sandbergen stand bis kurz vor Ende des 2. Weltkrieges 1945 eine Schießpulverfabrik – die „Pulverfabrik Düneberg“, die zur Dynamit AG gehörte. Hier wurde ab 1935 auf einer Fläche von 4,5 Quadratkilometern Pulverrohmasse aus der nahegelegenen Dynamitfabrik Krümmel zu verschiedenen Pulversorten weiterverarbeitet und auf seine Eignung überprüft – siehe Wikipedia. Dazu schufteten hier auch bis zu 8.000 Zwangsarbeiter.
Schießpulver für den Krieg
Da das Ganze die nationalsozialistische Aufrüstung sowie den späteren Krieg unterstützte, stellte es bald auch ein potentielles, militärisches Angriffsziel für die Alliierten dar. Entsprechend robust und dezentral wurden die einzelnen Gebäude im Gelände platziert. Sie wurden zum Schutz vor Splittern mit hohen Sandwällen umgeben. Um die feindliche Luftaufklärung zu erschweren, wurden ihre massiven Betondächer bepflanzt, abgetarnt.
Doch das half letztlich alles nichts. Am 7. April 1945 wurde die Fabrik bombardiert, der Betrieb danach eingestellt. Der Krieg war endlich zu Ende und was die Bomber der Alliierten nicht zerstört hatten, wurde gesprengt. Hier sollte kein Schießpulver – Ausgangsmaterial für Tod und Leid – mehr produziert werden.
Heute bieten eben diese zahlreichen Überreste aus der Vergangenheit neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die Natur erobert allmählich zurück, was einmal ihr gehörte. Neben Ruinen von kleinen, runden Schützenbunkern, gibt es diverse größere Ruinen ehemaliger Produktionsgebäude bzw. „Maschinenunterständen“, alle zumeist stark beschädigt. Besonders beeindruckend sind die beiden großen Stahlbetonskelette alter Werkshallen im Süden des Geländes. Viele der Ruinen sind reichhaltig „verziert“ mit Graffiti, manche davon durchaus sehenswert.
Lost Places wo man nur hinschaut
Das alles versprüht einen ganz eigenen, morbiden, ja martialischen Charme. Dazu die teilweise urwüchsig anmutende andernorts eher sanft-ruhig wirkende Natur. Schnell ist da der kindliche Entdeckergeist in einem geweckt. Alles lässt sich auf eigene Faust erkunden, wenn man weiß, was man tut. Und man tut es auf eigene Gefahr, nicht alles ist erlaubt, wie einige Hinweisschilder mahnen, viele der Ruinen sind eben einsturzgefährdet.
Wer nicht auf eigene Faust losziehen möchte oder an weiteren Informationen interessiert ist, nimmt an einer organisierten Führung des „Förderkreises Industriemuseum Geesthacht e.V.“ teil.
Mein Fazit
Allein die abwechslungsreiche Landschaft des Naturschutzgebietes „Besenhorster Sandberge und Elbsandwiesen“ östlich von Hamburg ist eine kleine Rundwanderung wert. Interessiert man sich dann noch für „Lost Places“ und/oder Militär- bzw. Industriegeschichte ist eine Erkundungstour des Gebietes mit den Überresten der ehemaligen Schießpulverfabrik ein Muss. Wirklich spannend und sehenswert!
Schwierigkeit: leicht, auch für ungeübte Wanderer Länge: ca. 5,5 km Gehzeit: ca. 1 – 1,5 h Höhenmeter: + 10 m, – 10 m An-/Abreise: z.B. per HVV bis Bushaltestelle
“Charlottenburger Straße” in Geesthacht
oder per Auto bis in den “Heuweg” dort
parken und diesen Weg in Richtung
Westen zum Naturschutzgebiet nehmenAusrüstung: keine besonderen Anforderungen,
Kamera empfehlenswert
Übersichtskarte der Rundwanderung
(hier klicken, wenn nicht angezeigt)
Meine Rundwanderung zu den Lost Places in der Besenhorster Heide bei Geesthacht zum Nachwandern und inkl. GPS-Daten zum Download:
zwischen Start & Ziel:
• Gesamtstrecke ➙ 5,5 km
• Höchster Pkt. ∧ 13 m • Tiefster Pkt. ∨ 8 m
• Anstieg Σ ➚ 9 m • Abstieg Σ ➘ -8 m
• Gesamtzeit (inkl. Pausen) 02:25 h:min
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Tourtipps drumherum
💡 Tipp 1: Eine schöne Tour ganz in der Nähe ist die Wanderung an der Elbe: Hohes Elbufer zwischen Geesthacht und Lauenburg!
💡 Tipp 2: Du möchtest mit dem Wandern beginnen? Lies zuvor meine 10 Tipps für Wander-Anfänger und dann sollte eigentlich nichts schief gehen!