Radtour nach Hamburg Wilhelmsburg – 12 Highlights an einem Tag

Auf dieser schönen Radtour jagt ein Highlight das nächste: Vom Rathaus in der Hamburger City, geht es durch den Alten Elbtunnel auf die Elbinsel Wilhemsburg. Dort erkunden wir diesen südlichen Stadtteil Hamburgs, klettern auf einen alten Weltkriegsbunker, lernen die grüne Seite der Elbinsel kennen und stranden am „Land´s end“ Wilhelmsburgs. Neugierig? Los geht’s!

Auf dem ehemaligen Gelände der IBA in Wilhelmsburg
Auf dem ehemaligen Gelände der IBA in Wilhelmsburg

Lesedauer etwa 12 Minuten

Diese Radtour ist eine Rundtour, d.h. am Ende gelangen wir wieder zurück in die Nähe des Hamburger Rathauses bzw. des Hauptbahnhofes.

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Highlight Nr. 1: Das Hamburger Rathaus

Startpunkt dieser Radtour ist der Platz vor dem alt-ehrwürdigen, prächtigen Hamburger Rathaus. Wir radeln rechts am Rathaus vorbei in Richtung Süden, erreichen kurz darauf den Rödingsmarkt, wo die U-Bahnlinie U3 zu einer oberirdischen O-Bahn wird und hier auf einer alten Stahltrasse bis an die Landungsbrücken führt.

Deren Trassenverlauf folgen wir nun auf dem Radweg neben der Fahrbahn und stoßen kurz darauf am Baumwall auf den Hamburger Hafen und die Elbe. Links ist die Silhouette der Elbphilharmonie zu erkennen, wir halten uns rechts und radeln weiter bis zu den Landungsbrücken.

Dort angekommen, lohnt es sich einen Moment auf der Kaimauer zu verweilen und dem emsigen Treiben im Hafen zuzuschauen. Barkassen und Fähren legen an und ab, Touristen mümmeln überteuerte Fischbrötchen, Möwen zanken sich kreischend um deren Reste, mit etwas Timing zieht sogar ein Kreuzfahrtschiff vorbei.


Highlight Nr. 2: Der Alte Elbtunnel

Wir radeln weiter, vorbei am Hauptgebäude der Landungsbrücken mit seinen grün-patinierten Dächern und erreichen gleich den Eingang in die Unterwelt – den Alten Elbtunnel. Dessen Passage bietet sich an, um schnell und kostenfrei auf die andere Elbseite zu gelangen (Alternative: kostenpflichtige HVV-Fähre). Zudem ist dieses mehr als 100 Jahre alte Bauwerk (Eröffnung 1911, 426,50 m lang) wirklich beeindruckend!

Per Fahrstuhl gelangen Fahrzeuge hinunter zu den beiden in 24 m Tiefe liegenden Tunnelröhren, durch die man die Elbe unterqueren kann. Als Fahrradfahrer nehmen wir einfach den Personenaufzug und sind in 1 Minute unten. Zugleich fühlen wir uns um 100 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Kühl ist es hier unten.

Langsam radeln wir die Fahrbahn entlang und machen uns klar, welche Wassermassen und welches Gewicht über uns lagern – oder auch lieber nicht ;P Am anderen Ende die selbe Prozedur: Fahrstuhl wieder aufwärts, die Erdoberfläche hat uns wieder. Willkommen auf der Elbinsel Hamburg Wilhelmsburg!


Highlight Nr. 3: Hafen-Skyline Hamburg

Wer noch ein imposanten Blick auf die Hafen-Skyline Hamburgs werfen möchte, radelt am besten erstmal links um das Tunnelausgangsgebäude herum bis an die Kaimauer.

Und dort liegen sie dann wie an einer Perlenkette aufgereiht vor uns: Elbphilharmonie, Rickmer Rickmers, Michel, Cap Sandiego, Landungsbrücken, Fischmarkt. Herrlich! Für diesen Anblick bezahlen die vielen anderen dort auf den Touristenbooten gerade sehr viel Geld! 🙂

Nun geht es südwärts und wir radeln einige Kilometer durch das Hafen- und Gewerbegebiet, mit seinen endlosen Containerreihen, Hallen, Kränen, Schienen, Straßen, Brücken.

Auf dem Reiherstieg-Hauptdeich biegen wir auf den Vogelhüttendeich und gelangen jetzt in das urbane, wuselige Herz Wilhelmsburgs. An der Veringstraße biegen wir auf diese ein und radeln weiter südwärts.

Dies ist das Reiherstiegviertel, ein Schmelztiegel unterschiedlicher Ethnien und Kulturen. Türkische Gemüsehändler, reihen sich hier an syrische Bistros, portugiesische Restaurants, italienische Cafés und deutsche Backshops. Interessant, diesem Treiben einen Augenblick zu schenken und sich umzusehen…


Highlight Nr. 4: Der Energiebunker Wilhelmsburg

Nur 2 min und 1 Seitenstraße ostwärts entfernt, treffen wir auf den mächtigen Energiebunker, einen alten Flakbunker aus dem 2. Weltkrieg. Dieser diente damals bei den Luftangriffen der britischen Bomberstaffeln bis zu 15.000 Menschen als Luftschutzbunker. Er hat wohl seinen Zweck erfüllt – bei bis zu 3 m dicken Wänden und bis zu 4 m dicken Decken auch kein Wunder.

Der Energiebunker in Hamburg Wilhelmsburg
Der Energiebunker in Hamburg Wilhelmsburg

Nach dem Krieg sprengten die Briten sein Inneres und der Bunker blieb sich selbst überlassen. Erst zur Internationalen Bauausstellung (IBA) in Hamburg Wilhelmsburg (2007-2013) wurde der Bunker “reanimiert” und zu einem klima-politischen Vorzeigeobjekt ausgebaut.

So enthält er heute ein Blockheizkraftwerk, einen Wasserspeicher sowie eine Solarthermieanlage und versorgt das umliegende Wohnviertel mit Energie. Freitags bis Sonntags kann man die Dachterrasse des Bunkers erklimmen und hat von dort oben einen tollen Ausblick auf Wilhelmsburg und den Hamburger Hafen. Auch ein Café gibt es dort oben.

Mir war das alles leider nicht vergönnt – zumal ich sehr gern Gebäude und Türme erklimme und noch lieber frischen Kuchen esse – , kam ich doch an einem (geschlossenen) Dienstag hier vorbei.


Highlight Nr. 5: Essen beim „Smutje“

Also ging es weiter südwärts. Und schwupps wurde ich am Gert-Schwämmle-Weg für meine Ausdauer entlohnt. Denn im dortigen Lokal „Der Smutje“ kehrte ich spontan zu einem leckeren und günstigen Mittagstisch ein, den es hier täglich wechselnd und sowohl vegetarisch als auch nicht-vegetarisch gibt.

Ich wählte die Rindfleisch-Lasagne, sehr gut! Und auch der Kuchen war wirklich grandios – „Zitronen-Käsecremekuchen mit Erdbeer-Crispies“, ein Traum 😉 Geduld habe ich gelernt, denn meistens zahlt sie sich, wie in diesem Fall, aus!

Bistro "Der Smutje" in Hamburg Wilhelmsburg
Bistro “Der Smutje” in Hamburg Wilhelmsburg

Highlight Nr. 6: Der Inselpark Wilhelmsburg

Derart hier (oder in einem Café/Imbiss an der Veringstraße) gestärkt, schwingen wir uns wieder aufs Rad, schließlich liegt noch einiges an Strecke vor uns! Unser nächstes Ziel ist der Inselpark Wilhelmsburg.

Dieser erstreckt sich westlich und östlich der vielbefahrenen Wilhelmsburger Reichsstraße. Er entstand als Nachnutzung zur Internationalen Gartenschau 2013 und bietet ein weit verzweigtes Netz aus Wegen, die zwischen kleinen Seen, Bachläufen und hübschen Grünflächen hindurchführen.


Highlight Nr. 7: Die IBA-Neubauten

Verschiedene Brücken führen über die Reichsstraße auf die östliche Seite des Parks. Dort setzen wir unsere Radtour zunächst am Kuckucksteich südostwärts und danach nordwärts fort.

Vorbei am Hochseilgarten (im Winter geschlossen) und der Nordwandhalle (Kletterhalle), steuern wir direkt auf das hölzerne Wälder Haus und viele weitere moderne Wohn- und Geschäftsgebäude zu. Die meisten von ihnen wurden im Zuge der IBA gebaut und zeigen besonders innovative Baustile und/oder verfügen über fortschrittliche Energiekonzepte.

Das große, bunte und langgezogene Gebäude oben an der Neuenfelder Straße, beherbergt u.a. die Hamburger “Behörde für Energie und Umwelt”. Über die Neuenfelder Straße überqueren wir die Bahnschienen und gelangen sogleich hinüber in den Stadtteil Hamburg Kirchdorf. Dieser ist geprägt von dichter Bebauung und nicht sonderlich sehenswert, so dass wir ihn zügig südwärts durchradeln.

Auf dem Radweg an der „Kornweide“ geht es nun ostwärts. Links von uns liegt das unansehnliche Plattenbauviertel Kirchdorf-Süd. Wir unterqueren die Autobahn A1 und biegen hinter der Brücke scharf nach rechts ab. Kurz darauf stehen wir auf dem „Stillhorner Hauptdeich“, der hier die Elbinsel vor der Elbe schützt.


Highlight Nr. 8: Das Heuckenlock

Jetzt geht es zurück in die Natur. Wir radeln ostwärts, wahlweise vor (gut zu fahrender schmaler Plattenweg) oder hinter dem Deich an der Straße.

Nach etwa 1,5 km geht vor dem Deich ein kleiner Weg in Richtung Elbe ab. Dies ist der westliche Zugang zum urigen, sehr kleinen Naturschutzgebiet Heuckenlock – über das ich hier auf dem Blog bereits geschrieben habe (siehe Link).

Wer mag, legt jetzt eine kleine Radelpause ein und wandert den Weg über die stählerne Brücke bis ans Elbufer (ca. 1 km). Hier lassen sich Tidenhub, Wasservögel und Elbvegetation live beobachten. Den Weg mit dem Fahrrad zu fahren, empfehle ich nicht, da dieser gerade im Sommer recht zugewachsen und matschig sein kann!


Highlight Nr. 9: „Land´s end“, die Bunthäuser Spitze

Nur etwa 1,5 km südöstlich vom Heuckenlock erreichen wir dann Wilhelmsburgs östliches „Land´s end“, die Bunthäuser Spitze.

Ein kleiner Fuß- und Radweg führt rechts am dortigen Campingplatz vorbei und 800 m später steht man vor dem kleinen Leuchtturm. Dieser markierte früher die Bunthäuser Spitze für den Schiffsverkehr, vor der sich die Elbe in Norder- und Süderelbe teilt.

Ein sehr besonderer Ort, friedlich, idyllisch, still. Nur das kreischen einiger Wasservögel ist zu hören, vielleicht das Tuckern eines Lastkarns – welch ein Kontrast zum trubeligen Ortskern Wilhelmsburgs? Mit Glück ist man hier allein und kann die Ruhe einen Moment lang wirklich genießen!

Zurück am Moorwerder Hauptdeich, halten wir uns nun rechts und radeln stramm nordwestwärts. Ein mäßiger Westwind bläst uns ins Gesicht. Unser nächstes Ziel heißt Georgswerder.

Dazu unterqueren wir erneut die Autobahn A1, radeln entlang der Wilhelmsburger Dove Elbe und schließlich auf dem Georgswerder Deich (Achtung Verkehr, kein Radweg!) bis nach Niedergeorgswerder.


Highlight Nr. 10: Der Energieberg Georgswerder

An der Kreuzung mit der „Fiskalische Straße“ (was für ein Name?) biegen wir rechts ein und erreichen kurz darauf das Besucherzentrum des „Energieberg Georgswerder“.

Dieser alte Deponiehügel ist heute ein „regenerativer Energieberg“. Auch er wurde im Rahmen der IBA angelegt. Hier wird Energie aus Windkraft, Sonnenstrahlung, Deponiegasen, Biomasse und Erdwärme produziert, mit der 2.000 Wilhelmsburger-Haushalte versorgt werden sollen.

Von März bis Oktober kann man den Berg zudem erklimmen und seinen Gipfel auf dem stählernen Pfad umrunden. Grandiose Aussicht auf Wilhelmsburg, Hamburg und Harburg garantiert – der Aufstieg lohnt sich!


Highlight Nr. 11: Das Auswanderermuseum Ballinstadt

Radeln wir nun weiter nordwärts, erreichen wir in Kürze den Stadtteil “Hamburg Veddel” und an dessen Zollhafen das Ausstellungszentrum der „Ballinstadt“.

Das Auswanderermuseum "Ballinstadt" in Hamburg
Das Auswanderermuseum “Ballinstadt” in Hamburg

Hier informiert das Auswanderermuseum in den originalen – vom Hamburger Reeder Albert Ballin errichteten – Hallen über die Geschichte deutscher Auswanderer. Diese sind im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts von hier aus nach Amerika und in ein neues, ungewisses Leben aufgebrochen. Wer das Museum besuchen möchte, sollte sicher 1-2 Stunden einplanen.


Highlight Nr. 12: Die Hamburger HafenCity

Durch das Veddeler Wohngebiet führt unsere Radtour bis an die imposanten Stahlbrücken über die Norderelbe. Von denen aus haben wir bereits wieder einen eindrucksvollen Blick auf die Hamburger HafenCity und den Hamburger Hafen.

Am nördlichen Ufer der Norderelbe erreichen wir die nagelneue Haltestelle Elbbrücken der U-Bahnlinie U4, mit ihrem prächtigen, futuristischen Stahlskellet-Glasbau. Unterhalb davon führt uns der Radweg weiter in Richtung HafenCity, vorbei an riesigen Baustellen (2019) und bis zu den Gebäuden der Hafencity Universität.

Dieser beständig wachsende Stadtteil in Elbnähe ist ein Beleg für Hamburgs Tatendrang und Finanzkraft. Seinen bisherigen Höhepunkt fand der Bauboom in der HafenCity mit der Eröffnung der Elbphilharmonie Anfang 2017. Nach über 10 Jahren Bauzeit und einer Verzehnfachung der ursprünglich veranschlagten Baukosten!

Und es geht weiter und weiter: Die City dehnt sich nun bis zu den Elbbrücken nach Osten aus, wo 2025 das nächste große Prestigeprojekt eröffnet werden soll: der über 230 m hohe “Elbtower“, Kostenpunkt: 700 Mio. Euro…


Die Runde schließt sich

Durch den „Lohsepark“ radeln wir schließlich bis zur Oberhafenbrücke. Diese überqueren wir, um danach noch für einige Meter auf den Elberadweg Hamburg – Dresden, der hier entlangführt, einzuschwenken. Links von uns befindet sich die gigantische Zentrale des „SPIEGEL“. Einige hundert Meter weiter erreichen wir schließlich den Hamburger Hauptbahnhof.

36 eindrucksvolle und abwechslungsreiche Kilometer liegen nun hinter uns, über die wir uns die geschichtsträchtige und landschaftlich durchaus reizvolle Elbinsel Wilhelmsburg erradelt haben. Schön war´s!


Mein Fazit

Eine eindrucksvolle Radtour nach Hamburg Wilhelmsburg, die vollgepackt mit geschichtlichen, landschaftlichen und architektonischen Highlights ist! Möchte man all die zahlreichen Sehenswürdigkeiten besuchen, wird aus der 2,5-stündigen Radtour (reine Fahrzeit!) schnell ein umfassender Tagesausflug. Aber es lohnt sich!

 

Schwierigkeit: mittel, für geübte Radfahrer;
gute Grundkondition erforderlich
Länge: ca. 36 km
Fahrzeit: ca. 2 – 2,5 h
Höhenmeter: + 120 m, – 110 m
An-/Abreise: z.B. mit der DB ab/an Hamburg Hbf
Ausrüstung: Cityrad genügt grundsätzlich (flach),
Trekkingrad empfehlenswert,
Fotoapparat empfehlenswert

Übersichtskarte der Radtour

Meine Radtour nach Hamburg Wilhelmsburg zum Nachradeln und inklusive GPS-Daten zum Download:

Aufgezeichnete GPS-Tourdaten
zwischen blank Start & blank Ziel:

Gesamtstrecke 36,3 km
Höchster Pkt. 7 m Tiefster Pkt. -26 m
Anstieg Σ  113 m Abstieg Σ -105 m
Gesamtzeit (inkl. Pausen) blank 04:03 h:min


Wettervorhersage für Hamburg


Tourtipps drumherum

💡 Tipp 1: Eine schöne Tour in den Süden Hamburgs ist auch die Radtour zum See Hinterm Horn!

 

💡 Tipp 2: Übrigens kann man hier auch gut wandern in Hamburg Wilhelmsburg!

 

💡 Tipp 3: Finde die für Dich passende Fahrradtour – mit meiner Suche unter „Deine ♥Tour finden„!

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