Mein Erlebnisbericht über das Wandern auf dem Naturparkwanderweg von Rendsburg an die Schlei nach Kappeln in Schleswig-Holstein. Durch den Naturpark Hüttener Berge ging es an die Schlei, in die kleinste Stadt Deutschlands nach Arnis und weiter bis Kappeln. Komm mit!
Inhalt
- Der Naturparkwanderweg in Schleswig-Holstein
- Ausweichen nach Norden
- Tag 1: Von Rendsburg in den Naturpark Hüttener Berge und auf den Aschberg (20 km)
- In den Naturpark “Hüttener Berge”
- Übersichtskarte Tag 1
- Ans Ufer der Schlei
- Fehde zwischen Giganten
- Übersichtskarte Tag 2
- In der kleinsten Stadt Deutschlands
- Übersichtskarte Tag 3
- Mein Fazit
Lesedauer etwa 21 Minuten
Ich musste mal wieder raus aus der Stadt. Der Frühling war nach einem regnerischen Winter endlich mit bestem Wetter gekommen und es kribbelte unter meinen Füßen. Ich hatte noch 2 Tage Resturlaub vom letzten Jahr und Lust, mal wieder eine Alleinwanderung zu unternehmen – nur die Natur, mein Rucksack und ich.
Schon lange hatte ich mir vorgenommen den Landstrich um die Schlei – diesem schmalen, aber langen Meeresarm der Ostsee im Norden Schleswig-Holsteins – genauer zu erkunden. Eingebettet in einen Naturpark, greift dieser Meeresarm von Osten aus weit ins Land hinein. Dabei mäandert er durch die Landschaft, bildet unzählige kleine und größere Buchten bis zu seinem westlichen Ende, an dessen Ufer das kleine Städtchen Schleswig liegt.
Der Naturparkwanderweg in Schleswig-Holstein
Ich hatte gelesen, dass es neuerdings einen „Naturparkwanderweg“ in Schleswig-Holstein gibt (siehe Website), der u.a. durch den erwähnten „Naturpark Schlei” sowie den südlich angrenzenden „Naturpark Hüttener Berge“ führt – quasi von Rendsburg nach Kappeln. Das las sich wunderbar und versprach eine abwechslungsreiche Tour zu werden!
Also plante ich los, wollte diesen Teil des Naturparkwanderwegs zwischen Rendsburg und Kappeln wandern, was insgesamt etwa 67 km entsprach. Die Tagesetappen sollten jeweils etwa 20-25 km lang sein, dann wollte ich irgendwo in einer Pension oder einem Hotel übernachten.
Leider war mir da noch nicht klar, dass dieser Landstrich auch Mitte April bereits gut von Urlaubern besucht wird. Ich fand keine geeignete Unterkunft für die 2. Nacht zur Übernachtung nach der 2. Etappe (also nach etwa 40-45 km). Die einzige buchbare Option war die Pension „Zur Schleibrücke“ in Lindaunis, am Nordufer der Schlei (siehe Tag 2).
Ausweichen nach Norden
Eigentlich kein Problem. Leider war zu allem Übel aber auch noch die „Lindaunisbrücke” über die Schlei, über die man normalerweise vom Südufer zum Nordufer und zu besagter Pension wechseln kann, an meinem Wandertag sogar für Fußgänger gesperrt (Brücke wird bis 2025 saniert) 🙁 . Ich konnte also nicht die „Normalroute“ des Naturparkwanderwegs am Südufer der Schlei von Rieseby in Richtung Arnis wandern und zur Übernachtung mal eben ans Nordufer wechseln.
Mir blieb nichts anderes übrig, als die 2. und 3. Tagesetappe der Wanderung an das Nordufer der Schlei zu verlegen (mit Hilfe der Fähre „Missunde“, siehe Tag 2) – und die 2. Etappe auf knackige 31 km auszudehnen. Mit Rucksack jedenfalls eine Herausforderung!
Aber Herausforderungen sind zum Meistern da und so buchte ich die Übernachtungen sowie das günstige Schleswig-Holstein-Ticket* nach Rendsburg und brach an einem sonnigen Donnerstag morgen in Richtung Norden auf.
Tag 1: Von Rendsburg in den Naturpark Hüttener Berge und auf den Aschberg (20 km)
Die Wanderung startete am Bahnhof in Rendsburg und führte zunächst in nordwestliche Richtung am Ufer der Eider entlang. Der Hauptstraße in Richtung Rendsburg-Büdelsdorf folgend, gelangte ich nach etwa 2,5 km endlich in grünere Gefilde.
Durch ein Park-ähnliches Waldstück stieg ich allmählich hinab ans Eiderufer und genoss herrliche Ausblicke auf das gegenüberliegende Werftgelände und die verwinkelte Uferlandschaft. Hier machte ich eine erste Rast, bevor ich anschließend dem herrlichen Wanderweg entlang der Eider nach Borgstedt folgte. In der Ferne war die lärmende Autobahn A7 zu hören und hinter Borgstedt auch bald zu sehen. Lkw an Lkw schob sich hier dröhnend durch die Landschaft. Zu gut, dass ich zu Fuß unterwegs war.
Ich unterquerte die Autobahn, um dahinter endlich den „Naturpark Hüttener Berge“ zu betreten. Namensgeber des Naturparks sind eben diese „Hüttener Berge“, dieses bis zu 105 m hohe Hügelland, das ich nun betrat. Hinter Neu Duvenstedt tauchte ich in frischen, aber noch recht lichten Frühlingswald ein und war auch endlich auf dem „Naturparkwanderweg“.
In den Naturpark “Hüttener Berge”
Sanft ging es auf und ab. Ich beobachtete ein Reh beim äsen und überraschte ein Buntspecht-Pärchen beim Nestbau. Frösche quakten in der Ferne. Hinter der kleinen Siedlung Freudenthal erspähte ich den idyllisch zwischen den Hügeln gelegenen Bistensee, den ich anschließend halb umrundete.
Nun war der Aschberg mein nächstes Etappenziel, die Endstation dieses ersten Wandertages, denn auf seinem „Gipfel“ (98 m) lag mein Hotel für die Übernachtung. Je mehr ich mich diesem näherte, desto idyllischer wurde die Landschaft. Ein kleiner Weg schwang sich hinauf und plötzlich stand ich vor …einer riesigen Bismarck-Statue. Der alte Otto genießt hier oben seit 1930 den Ausblick über die schleswigsche Landschaft, die man allerdings noch besser erfassen kann, wenn man etwas weiter den hölzernen Aussichtsturm am Hotel Aschberg besteigt.
Da wollte ich hoch. Ich checkte zunächst im Hotel ein (als Einzelperson recht teuer, aber hervorragend, inkl. Besuch der 2-Personen-Fass-Sauna mit Panorama-Fenster!), um anschließend den Turm zu besteigen. Von dort oben überblickte ich die umliegende Landschaft, konnte im Osten bis Kiel und im Norden bis zur Schlei schauen. Ein wunderbarer Abschluss dieser ersten Wander-Etappe!
Übersichtskarte Tag 1
(hier klicken, wenn nicht angezeigt)
zwischen Start & Ziel:
• Gesamtstrecke ➙ 20,2 km
• Höchster Pkt. ∧ 88 m • Tiefster Pkt. ∨ -5 m
• Anstieg Σ ➚ 209 m • Abstieg Σ ➘ -131 m
• Gesamtzeit (inkl. Pausen) 04:41 h:min
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Tag 2: Vom Aschberg im Naturpark Hüttener Berge über Fleckeby an die Schlei nach Lindaunis (31 km)
Heute hatte ich mit 31 km eine Mammut-Etappe vor mir. Entsprechend früh brach ich nach dem üppigen Frühstück im Hotel Aschberg auf. Ich rechnete mit mindestens etwa 7 Stunden Gehzeit.
Vom Aschberg wanderte ich hinab in eine Knicklandschaft, die Felder, Weiden und kleine Wälder rahmte. Über schmale Landstraßen und Feldwege erschloss ich mir die Gegend, durchstreifte einen erwachenden Frühlingswald, über dem ein kreischender Milan seine Kreise zog.
Ich kam nach Fleckeby, betrat also nun das Land, in dem die Dörfer und Siedlungen auf „by“ (sprich: bi) enden. Ein Hinweis darauf, dass in dieser Gegend früher dänisch gesprochen wurde. Hier, zwischen Nord- und Ostsee, verlief vor etwa 1.200 Jahren eine Wikingerroute zur aufstrebenden und sagenumwobenen Handelsstadt „Haithabu“ am Ende der Schlei. Archäologische Bodenfunde südlich von Schleswig belegen das. Dort in Busdorf gibt es heute ein rekonstruiertes „Wikingerdorf Haithabu“ sowie ein Museum zu besichtigen.
Ans Ufer der Schlei
Hinter Fleckeby wurde die Landschaft flacher und feuchter, Schilf säumte den Wegesrand, am Horizont tauchte zum ersten Mal die Schlei auf. Ich war auf dem Naturparkwanderweg nun im „Naturpark Schlei“ angelangt. Ein rauher, nordischer Wind blies mir um die Nase. Bald lief ich am Ufer der Schlei entlang, vorbei an kleinen Stränden. Gern wäre ich hier in die Fluten gesprungen, wenn es nicht erst April gewesen wäre.
In Weseby ging es vorbei an zahlreichen Ferienhäuschen. Hamburger Autokennzeichen verrieten mir, dass offenbar auch andere Großstädter dieses schöne Fleckchen an der Schlei zu schätzen wissen.
Hinter einem Wald erreichte ich nach 17 km endlich die Fähre Missunde, die mich für kleines Geld ans Nordufer der Schlei übersetzte. Dort machte ich Rast und schaute noch ein wenig dem Treiben am Anleger zu.
Einen Kilometer weiter öffnete gerade das Café „Kuchenhaus“ seine Türen. Ich war der erste Gast des Tages, musste ob des Ausblicks auf frische Torten nicht lang überlegen und bestellte sogleich ein üppiges Stück. Ich bereute es nicht, schließlich verbrannte ich jetzt jeden Tag mehrere Tausend Kalorien.
Fehde zwischen Giganten
Neben der Straße lief ich dann durch kleine Orte, mit Namen wie aus einer nordischen Helden-Saga – Brodersby, Goltoft oder Hestoft. Die Strecke zog sich, meine Füße begannen zu schmerzen, der Asphaltweg setzte mir zu. Schließlich kam ich nach Ulsnis, in dessen Ortsmitte ich auf eine ulkige, metallene Statur stieß, den „Riesen von Ulsnis“.
💡 Der Sage nach lebte in der Vorzeit von Ulsnis hier einst ein Riese, genannt der Alte. Dieser hatte einen Sohn, der in Unfrieden an das Südufer der Schlei zog. Beide konnten sich nicht in Ruhe lassen, beschimpften sich grölend und bewarfen sich mit Felsbrocken über das Wasser hinweg, bis beide schließlich tödlich getroffen zu Boden stürzten. Nach dem Alten ist heute Ulsnis benannt, nach dem Sohn Rieseby auf der anderen Seite der Schlei.
In Ulsnis bog ich von der Hauptstraße nach Osten ab und genoss die bald darauf folgende kleine Teichlandschaft mit Ausblick zur Schlei. Dennoch konnte ich das Land hier bis nach Lindaunis nicht queren und so musste ich zurück an die Landstraße, meine Füße qualmten, die letzten 3-4 Kilometer wurden quälend lang.
Erschöpft und mit Blessuren an den Füßen erreichte ich dann endlich mein Etappenziel, die urige Pension „Zur Schleibrücke“ (recht günstig, einfaches, aber sauberes Zimmer; gutes, deftiges Essen) in Lindaunis, direkt am Ufer der Schlei gelegen. Ich checkte ein, nahm eine Dusche, verarztete meine Füße, und genoss anschließend die untergehende Sonne über der Schlei. Morgen würde ich nur noch die Hälfte der heutigen Strecke wandern müssen…
Übersichtskarte Tag 2
(hier klicken, wenn nicht angezeigt)
zwischen Start & Ziel:
• Gesamtstrecke ➙ 31,3 km
• Höchster Pkt. ∧ 85 m • Tiefster Pkt. ∨ 2 m
• Anstieg Σ ➚ 148 m • Abstieg Σ ➘ -226 m
• Gesamtzeit (inkl. Pausen) 07:33 h:min
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Tag 3: Von Lindaunis am Ufer der Schlei entlang über Arnis bis nach Kappeln (16 km)
Die letzte Etappe auf meiner Wanderung von Rendsburg nach Kappeln lag heute vor mir. 16 km waren von Lindaunis bis nach Kappeln am Nordufer der Schlei zu absolvieren. Nach dem Frühstück in der Pension, brach ich bei wolkigem Himmel und kaltem Wind auf.
Zunächst ging es gezwungenermaßen wieder entlang der Landstraße, vorbei an Wiesen und Feldern, später dicht heran an das Ufer der Schlei. Erst nach 8 km – in Grödersby – konnte ich auf einen einsameren Feldweg in Richtung Arnis wechseln. Und jetzt wurde auch die Wanderung wieder abwechslungsreicher. Über eine Kuppe erreichte ich das Schleifufer, dem der Sandweg nun strikt bis hinein nach Arnis folgte – herrlich!
💡 Arnis ist laut Wikipedia mit 300 Einwohnern und mit nur 0,45 qkm Fläche die kleinste Stadt Deutschlands und durchaus sehenswert. Die Stadt wurde 1667 von 65 Kappelner Familien gegründet, die der dort drohenden Leibeigenschaft entgehen wollten.
In der kleinsten Stadt Deutschlands
Am Hafen von Arnis lässt sich vortrefflich rasten, es gibt gute Cafés, Restaurants und allerlei Getümmel am und auf dem Wasser und rund um die kleine Werft. Schön anzusehen sind die alten Häuser in der Ortsmitte an der „Lange Straße“. Auch eine Fähre an das Südufer der Schlei gibt es hier.
Nach einer kleinen Stadtbesichtigung schlug ich den Weg in Richtung meines Etappenziels, also nach Kappeln ein. Etwa 3,5 weitere Kilometer waren zu wandern, immer in Sichtweite der Schlei und über schmale Wege und Landstraßen.
Ich enterte Kappeln von Süden auf der Uferpromenade, vorbei am Museums- und Yachthafen. An der Schleibrücke hatte ich mein Ziel erreicht und stand im Hafen von Kappeln mit Blick auf Kirche, alte Handelshäuser und Speicher. Ich setzte mich an die Hafenkante und ließ meine Wanderung Revue passieren. Welch schönes, frisches Land hatte ich doch in den letzten 3 Tagen erwandert.
Nach einem kleinen Stadtrundgang, ruhte ich mich im Hotel aus, um am Abend in einem der Restaurants am Hafen von Kappeln Fisch zu essen. Ein krönender Abschluss meiner Wanderung an der Schlei. Denn schon am nächsten Tag sollte es über Eckernförde mit Bus und Bahn wieder zurück nach Hamburg gehen…
Übersichtskarte Tag 3
(hier klicken, wenn nicht angezeigt)
zwischen Start & Ziel:
• Gesamtstrecke ➙ 16,0 km
• Höchster Pkt. ∧ 21 m • Tiefster Pkt. ∨ 1 m
• Anstieg Σ ➚ 68 m • Abstieg Σ ➘ -70 m
• Gesamtzeit (inkl. Pausen) 04:46 h:min
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(🔒frei für ★Premium-Nutzer oder 🛒 Einzelkauf)
So kannst Du eine GPX-Datei in komoot importieren | GPX-Datei in Google Maps importieren | GPX-Datei in ein Garmin-Gerät importieren | GPX-Datei in outdooractive importieren | GPX-Datei in bergfex importieren | GPX-Datei öffnen
Mein Fazit
Eine abwechslungsreiche Wanderung auf dem Naturparkwanderweg zwischen Rendsburg und Kappeln, was insbesondere für die erste Hälfte der Tour bis Fleckeby und Missunde an der Schlei gilt. Da ich gezwungenermaßen ab Missunde am Nordufer der Schlei wandern musste (Sperrung der Brücke in Lindaunis + Unterkunftsmangel), hatte die Wanderung dort ihre Längen (Asphaltradweg neben der Straße).
Die Originalstrecke des Naturparkwanderwegs zwischen Kosel, Rieseby und bis Arnis am Südufer der Schlei wird hier sicher besser zu laufen sein, wenn man sich dort rechtzeitig eine Unterkunft besorgt. Lohnenswerte Highlights auf dem Naturparkwanderweg sind jedenfalls die Hüttener Berge, der Aschberg, das Schleifer bei Fleckeby und Weseby sowie Lindaunis, Arnis und Kappeln.
Schwierigkeit: mittel, für geübte Wanderer
sehr gute Grundkondition erforderlichLänge: ca. 67 km (20 + 31 + 16 km) Gehzeit: täglich ca. 4 – 8 h, insgesamt. ca. 14 h Höhenmeter: + 430 m, – 400 m An-/Abreise: z.B. per Bahn bis Rendsburg mit dem
günstigen Schleswig-Holstein-Ticket*
zurück mit dem Bus ab Kappeln Hafen
(Linie 710 oder 711) bis Bahnhof
Eckernförde und weiter per Bahn*Unterkunft: schöne Ferienunterkünfte an der Schlei* Ausrüstung: Mehrtagesausstattung, leichte Wanderschuhe,
wetterfeste Kleidung, Proviant,
1 l Wasser je 10 km,
Fernglas + Kamera empfehlenswert
Weitere Impressionen von der Wanderung
Wettervorhersage für Rendsburg
Tourtipps drumherum
💡 Tipp 1: Schön sind auch “Rauszeiten” und das Wandern in St. Peter-Ording oder auf der Hallig Hooge!
💡 Tipp 2: Und eine herrliche Tour in Schleswig-Holstein ist auch die Wanderung um den Kellersee ab Bad Malente!